Auf einen Flug Richtung Mond begibt sich das Chapeau Claque-Team mit seinem Weihnachtsstück um die mutige Maus Armstrong. Parallel thematisiert das Kindertheater in seiner Komödie „Katze mit Hut“, wie wichtig es ist, sich zuhause zu fühlen. Die Themen beider Inszenierungen sind auch ein bisschen Innenschau des beliebten Bamberger Familientheaters, das sich nach dem Auszug aus der Alten Seilerei wieder neu auf die Füße stellen muss. Ein Gespräch mit der neuen Geschäftsführerin Stefanie Buld und Heidi Lehnert, der künstlerischen Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters, die beide genau wissen, wohin die Reise gehen soll.
Tatsächlich schon den 30. Geburtstag feiert Chapeau Claque im Winter 2020 – und wenn das aktuelle Jahr glücklich überstanden ist, hat das Team um Frau Buld und der künstlerischen Leiterin Heidi Lehnert auch viele Gründe für ein großes Jubiläumsfest. „Wir hatten in den ersten Monaten dieses Jahres immer wieder Angst, ob es uns Ende 2019 überhaupt noch geben wird“, erinnert sich Heidi Lehnert. „Gleichzeitig planten wir unser aktuelles Programm als wäre alles in Ordnung.“ Das knapp dreijährige Abenteuer ‚Alte Seilerei‘ hat dem kleinen Verein finanziell fast das Genick gebrochen. Der Verkauf des Gebäudes war im Sommer die rettende Notbremse.
Koordination und Stabilität
Jetzt heißt es für das Führungsteam, die Abläufe neu zu koordinieren und eine verlässliche Stabilität zu schaffen. Obwohl die Anspannung der letzten Wochen noch spürbar ist, schauen die zwei optimistisch nach vorn. „Wir freuen uns auf die Weihnachtspremiere: Das wird geheimnisvoll, lustig und auch spannend“, verrät Heidi Lehnert. „Es gibt sogar ein paar Spezialeffekte, aber grundsätzlich wollen wir die Kinder zum Staunen bringen und nicht durch Technik vom Wesentlichen ablenken.“
Engagement mit Herzblut
Um im zuletzt kaum noch genutzten Werkstatttheater wieder neuen Glanz zu schaffen, haben bis kurz vor der Wiedereröffnung mit der „Katze mit Hut“-Premiere alle mitgeholfen. „Wir sind hier eben nicht nur im Dienst, sondern immer alle mit Herzblut dabei. Deshalb gab es dann ein paar Nachtschichten, bis der letzte Vorhang hing“, freut sich Heidi Lehnert über das glückliche Ergebnis. „Viele Familien haben sich gefreut, dass wir wieder im Werkstatttheater sind. Ich kann das gut verstehen, weil ich mich auch genau an meinen ersten Besuch erinnere, als ich dort mit meiner vierjährigen Tochter „Schneewittchen“ schaute“, lacht die Geschäftsführerin. „Die Räume dort sind voll positiver Energie – da steckt einfach die Kreativität in den Wänden“, bestätigt auch Heidi Lehnert und erzählt schmunzelnd, dass sie es übrigens war, die 2006 als Schneewittchen auf der Bühne stand.
Sommertheater „Ronja Räubertochter“
Seit 2014 ist sie künstlerische Leiterin und führt bei „Katze mit Hut“ nicht nur die Regie, sondern schrieb auch die Bühnenfassung. So vermerkt im bunten Leporello, das im praktischen Hosentaschenformat das aktuelle Programm abbildet und Vorfreude weckt auf das nächste Openair-Sommertheater: „Ronja Räubertochter“ auf der Altenburg.
Ohne Förderung geht nichts
Trotz des ungebrochenen Optimismus‘ steht das Thema Finanzen auch in der Grafensteinstraße mit auf den alten Bühnenbrettern – und der hoffnungsvolle Blick auf eine angemessene städtische Förderung. „Wir gehen ja bei jeder Produktion in Vorleistung“, rechnet Heidi Lehnert vor. „Von der Gage für die Schauspieler über das Material für Bühne und Ausstattung bis zu den Werbeflyern – das muss alles vor der Premiere bezahlt werden und lässt sich allein durch Eintrittsgelder nicht finanzieren.“ Trotzdem sind sich beide einig, auch künftig familienfreundliche Preise beizubehalten und ihrem Kinderpublikum weiterhin Stücke jenseits des Mainstreams zu präsentieren. Auf dem Bürotisch werden bereits die Planungen für die Spielzeit 2020/2021 und für eine Jubiläumsfeier entwickelt. Das Kulturamt und die Stadträte sind informiert, und sicher wissen die Kulturverantwortlichen der Stadt Bamberg nach drei Jahrzehnten Chapeau Claque, was ihnen die kreative Arbeit des Bamberger Kindertheaters für die Familien in der Region wert ist.
Kerstin Bönisch