Neubau eines Mühlrades – Faszinierende Mühlentechnik im Fränkischen Freilandmuseum

Freizeit
Die Mühle aus Unterschlauersbach im Fränksichen Freilandmuseum bekommt ein neues Mühlenrad Foto © Ute Rauschenbach

 

 

Das Mühlengebäude wurde 1576 in Unterschlauersbach, im heutigen Land- kreis Fürth, erbaut und 1601 erweitert. Von den ursprünglichen hölzernen Rädern ist keines erhalten. Zum Wiederaufbau im Museum 1984 wurden zwei hölzerne Wasserräder nach alten Vorlagen rekonstruiert.

Unser Mühlrad ist ein „oberschlächtiges“ Wasserrad, d. h. das Wasser „schlägt“ von oben auf die Schaufeln. Mit Hilfe einer schmalen hölzernen Zulaufrinne wird das Wasser kurz vor oder hinter dem Scheitel des Rades von oben in die Radkammern geleitet.

Früher bauten die Müller und spezielle Mühlenbauer die Wasserräder. Für die Handwerker des Freilandmuseums stellte der Bau des neuen Mühlrades eine nicht alltägliche Herausforderung dar. Die Herstellung von Wasserrädern  ist eine aufwendige und anspruchsvolle Arbeit. Der Bau geschieht in der großflächigeren Ab- bundhalle der Werkstatt und in der engen Radkammer der Mühle selbst.

 

Aus Lärchenholzbohlen werden die Segmente für die beiden Radkränze zuge- schnitten. Eine Schablone dient als Vorlage. Für den inneren und äußeren Radkranz werden insgesamt 18 Segmentbögen gefertigt. Foto: Ute Rauschenbach

 

Eine Schaufel besteht aus zwei Hölzern, die in einem bestimmten Winkel zueinanderstehen: Das innere, in Richtung Wasserradwelle weisende Holz heißt „Riegelschaufel“; das äußere Holz heißt „Setzschaufel“. Unser Mühlrad hat 36 Schaufeln. Foto: Leon Söllner

 

Das Rad ist auf dem Lehrgerüst grob zusammengesteckt – das ist eine Hilfskonstruktion zur Festigung und Formgebung der Neuanfertigung. Zwischen den beiden Rad- kränzen sind die Setzschaufeln eingepasst. Foto: Juliane Sander
Fertigung und Vorbereitung der Radelemente in der Abbundhalle

 

Im Januar 2019 wird das defekte Rad in Einzelteilen abgebaut. Als Maß- und Konstruktionsvorlage für das neue Rad wird es in der Abbundhalle des Bauhofs eingelagert. Hier werden die verschiedenen Elemente des neuen Rades ausgearbeitet, zusammengepasst und für den Aufbau gekennzeichnet. Die Ausarbeitung erfolgt mit Handwerkzeugen, großen Handmaschinen und stationären Maschinen.

 

Der Einbau des neuen Rads beginnt mit dem Einsetzen der drei Speichen in den Wellbaum. Er ist die Achse des Rads und überträgt die Bewegung auf die Mühltechnik im Gebäudeinneren. Wenn der erste Radkranz fertig aufsitzt, werden die Riegel- und Setzschaufeln paarweise eingesetzt. Das Einsetzen erfolgt abschnittsweise, denn Segment für Segment werden unmittelbar die beiden Felgen des zweiten Radkranzes auf die Schaufelhölzer gesetzt. Foto: Leon Söllner

 

 

Nachdem die beiden Radkränze mit den dazwischen sitzenden Kammern aufgebaut sind, wird das Rad endgültig ausgerichtet, damit es gleichmäßig läuft. Foto: Juliane Sander
Zum Einsatz bereit!

Das neue Mühlrad wird am 1. Mai 2019 erfolgreich in Betrieb genommen. Die faszinierende Technik der Unterschlauersbacher Mühle lädt wieder zum Verweilen ein!

Wer sich noch genauer mit der Technik des Mühlradbaus beschäftigen möchte, findet auf der Webseite des Museum (https://freilandmuseum.de/forschung/aktuelle-forschungsprojekte/muehlen-in-franken/neubau-des-muehlrads-der-muehle-aus-unterschlauersbach) ein

„Bautagebuch“ mit Bildern und Beschreibungen, die den Neubau des Mühlrades detailliert dokumentieren.

Juliane Sander M. A.

 

Info:

Freilandmuseum mit seinen drei Mühlen (Aumühle, Unterschlauersbach und der Ölmühle der Flederichsmühle) ist täglich geöffnet bis Oktober von 9 bis 18 Uhr,

Eintritt 7 €, ermäßigt 6 €, Familien 17 €, Teilfamilien 10 €, Kinder unter 6 Jahren sind frei. Zurzeit sind aus hygienischen Gründen nicht alle Häuser geöffnet.

Es gibt tägliche mehrere Aktionen, meist 13.30 – 15.30 Uhr, „Hier tut sich was“ (täglich Schafe unterwegs, tagesaktuell je nach Saison z. B. Vorführung historischem Waschen, Spinnen, Schmieden, Holzschuhherstellung, Backen, Korbflechten; Starten eines Lanzbulldogs, Gespräch mit dem Gärtner, Imker oder Bauern, im Flachsbrechhaus, beim Wasserschöpfrad …).

https://freilandmuseum.de

 

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