Eltern, die eher aufs Handy blicken als auf ihre Kinder, sind mittlerweile Thema diverser Studien. Deren Ergebnisse alarmieren: Mal daddeln Mama und Papa lieber, statt mit ihren Kindern zu spielen. Mal schreiben sie SMS am Steuer, sogar wenn der Nachwuchs im Auto dabei ist. Ob wir noch länger unser Smartphone in der Hand haben oder es schon lange uns – diese Frage müssen sich vor allem Eltern ehrlich beantworten. Denn auch hier sind sie das wichtigste Vorbild für ihre Kinder. Drei Familien erzählten uns, wie sie mit dieser Verantwortung umgehen und wie schwierig das im Familienalltag manchmal sein kann.
Thea mit Frowine (2)
Im Umgang mit den digitalen Medien versuchen wir uns auf einem Mittelweg. Wir wollen sie nicht verbieten, da ihre Handhabung später auch Teil des Schulalltags sein wird. Auf der anderen Seite müssen wir dem Alter entsprechende Regeln festlegen: Ich hätte als Kind auch nie den Fernseher freiwillig ausgeschaltet. Bei einem Kleinkind können wir mit „empfohlenen“ Lern- und Bildungs-Apps oder Videos den Umgang mit digitalen Medien noch leicht kontrollieren. Und mal ganz ehrlich: Manchmal helfen uns die Geräte im Alltag. Ich habe keine Ahnung, wie unsere Eltern uns ohne YouTube die Fußnägel geschnitten haben. Unsere Tochter darf dort manchmal „Maus & Elefant“ anschauen – aber nur unter Aufsicht, und einer von uns bedient das Gerät. Für unseren eigenen Umgang damit haben wir leider keine festen Regeln – es ist wirklich schwierig, konsequent mit sich selbst zu sein. Dabei sehen wir unser Verhalten als Eltern gerade bei kleinen Kindern als absolute Vorbildfunktion. Deshalb haben Smartphones/Tablets bei uns nichts am Esstisch oder im Bett verloren. Für mich müssen die Geräte zu bestimmten Zeiten einfach lautlos oder ausgeschaltet sein, damit wir den ständigen Zwang der Erreichbarkeit nicht vorleben.
Annika (35) mit Diego (4) (und Gianfranco (43)
Diego nutzt bisher sehr selten unser Tablet oder eines unserer Smartphones und wir achten bewusst darauf, die Zeit so gering wie möglich zu halten. Wenn er etwas anschauen darf, dann hauptsächlich Fotos oder Videos von uns. Manchmal dienen die Geräte auch als „Nachschlagewerk“, wenn wir – als Beispiel – gerade überlegen, wie eine Geige klingt. Dann schauen wir uns dazu ein kurzes Video an. Sehr wichtig finden wir, dass unser Kind nicht vor dem Tablet oder Smartphone „geparkt“ wird. Das heißt, wenn er etwas anschauen darf, dann gemeinsam mit mindestens einem Elternteil, damit wir hinterher auch darüber sprechen können. Noch funktioniert das gut so, und wir brauchen keine „Medienzeiten“ zu vereinbaren. Wenn Diego älter ist, werden wir vermutlich feste Zeitspannen vorgeben. Klar, wir Eltern sollten Vorbilder sein. Das ist aber gar nicht so einfach. Und obwohl wir versuchen, das Smartphone vor allem abends zu nutzen, schauen wir doch auch oft tagsüber darauf.
Anja (38) mit Maximilian (7) und Oskar (4)
Unsere Kinder erhalten das Smartphone nur für ihre Hörspiele, die bei uns über eine externe Lautsprecher-Box laufen. Auf unserem Familien-iPad sind auch Apps für die Kinder gespeichert. Der Jüngere darf das aber noch gar nicht haben, erst ab dem Vorschulalter. Unser älterer Sohn nutzt darauf Apps wie Antolin oder die Lernapp Anton und zum Spielen die Ninjago-App. Grundsätzlich gilt bei uns als feste Regel, dass es alle Medien – auch den Fernsehe – nur auf Nachfrage und mit unserer Erlaubnis gibt und natürlich nur zeitlich begrenzt. Ich sehe digitale Medien eher kritisch und möchte nicht, dass meine Kinder lieber mit ihren Freunden an einer Konsole zocken statt richtig miteinander zu spielen. Das wird im Alter von 12 oder 13 Jahren sicherlich nicht zu verhindern sein, aber jetzt sind sie noch so aktiv und freuen sich über Bewegung. Wir haben keine speziellen Regeln, außer dass jegliche Geräte am Essenstisch tabu sind, auch für uns Erwachsene. Wir gehen aber ans Telefon, wenn es beim Essen klingelt, und ertappen uns natürlich auch dabei, dass wir vor den Kindern aufs Smartphone schauen. Wir wollen da Vorbild sein und unsere Smartphone-Nutzung grundsätzlich so legen, dass sie eben nicht im Beisein der Kinder erfolgt. Aber das klappt natürlich nicht immer.
Texte: Kerstin Bönisch