Wenn die Weihnachtstage vorbei, Plätzchen und Braten verspeist sind, richtet sich unser Blick auf Silvester und das neue Jahr.
In manchen Familien ist es üblich, das vergangene Jahr noch einmal mal Revue passieren zu lassen und sich an gemeinsame Erlebnisse, besondere Ereignisse oder auch markante Einschnitte zu erinnern.
Jeder Jahreswechsel bietet die Möglichkeit einer neuen Ausrichtung im familiären Zusammenleben.
Was wollen wir verändern? Worauf wollen wir im kommenden Jahr vermehrt achten?
Neujahrsvorsätze sind schnell gefasst, doch auch schnell wieder vergessen.
Welche Vorsätze im Familienleben sinnvoll und welche sprachlichen Formulierungen bei der Umsetzung hilfreich sind, darüber informiert Benedicta Becker-Balling, Diplom-Sozialpädagogin und Heilpraktikerin für Psychotherapie und ermuntert mit Tipps und Ideen zu einfachen Verhaltensänderungen.
Ein neues Jahr – welch ein Zauber liegt in der Luft! Neue, ungeahnte Möglichkeiten breiten sich vor uns aus.
Wenn da nicht unsere Gewohnheiten und Routinen wären, die diesem Zauber oft schnell ein Ende bereiten!
„Mehr gemeinsame Zeit, Mithilfe im Haushalt, achtsamer Umgang miteinander .. !“ Ja – anfänglich haben wir den glaubhaften Willen für eine Kursänderung. Doch schon nach einigen Tagen gerät der wohl gemeinte Vorsatz in Vergessenheit und das alte Verhalten hält wieder Einzug ins Familienleben.
Es ist wichtig zu erkennen, dass Vorsätze keine Regeln sind, sondern freiwillige Vereinbarungen, die man selbst oder in der Familie trifft, damit das Zusammenleben gelingt und Vertrauen und Liebe dadurch wachsen können.
Oft resultieren diese Vorsätze aus Situationen, die in der Vergangenheit nicht zufriedenstellend gelaufen sind und nun wieder neu bewertet und gestaltet werden müssen. Zum Beispiel wünschen sich die Familienmitglieder einfach mehr Zeit zusammen.
Eine Familie entwickelt ihre Vorsätze im gemeinsamen Gespräch. Dafür hat sich die Methode der Familienkonferenz des amerikanischen Psychologen Thomas Gordon bewährt.
Hierbei setzen sich die Familienmitglieder zusammen an einen Tisch und überlegen, welche Veränderungen gewünscht sind und wie diese auch realisiert werden können.
Einigt man sich auf gemeinsame Vorsätze, so ist es oft leichter diese in der Gemeinschaft einzuhalten. Hier können gegenseitige Motivation und Unterstüzung zum Gelingen der Vorsätze helfen.
Wie in vielen Situationen im Leben: Weniger ist mehr.
Es geht nicht um die Realisierung einer langen Liste von Vorsätzen. Wenn 2 oder 3 Vorsätze im Laufe des Jahres realisiert werden, hat die Famlie bereits viel erreicht. Qualität ist angesagt, nicht Quantität.
Themen können zum Beispiel sein: Gesund essen, mehr gemeinsame Mahlzeiten, Mitarbeit im Haushalt, mehr gemeinsame Zeit, kontrollierter Medienkonsum, mehr gegenseitige Wertschätzung …
Folgende Tipps sind efffektiv und helfen für eine erfolgreiche Umsetzung:
• Vorsätze sollen realistisch machbar und erreichbar sein.
Beispiel: Der Vorsatz „Wir essen jeden Abend zusammen“ wird für einige Familienmitglieder schwer einzuhalten, da sie wegen Berufstätigkeit oder sportlichen Aktivitäten öfters abwesend sind.
• Damit Vorsätze auch gelingen, braucht unser Gehirn eine Art Handlungsanweisung.
Eine positive Formulierung in der Gegenwart lenkt unsere Aufmerksamkeit in die gewünschte Richtung.
Beispiel: „Jedes Famlienmitglied räumt nach jedem Essen sein Geschirr in die Spülmaschine.“
• Je konkreter dieses Ziel beschrieben ist, umso größer ist die Motivation
Beispiel: „ Wir nehmen uns am ersten Sonntag im Monat Zeit für eine gemeinsame Unternehmung, die vorher im Familienrat besprochen und entschieden wird“
Verhaltensänderungen brauchen Zeit.
Mit Geduld, einer Prise Humor und Gelassenheit können kleine und überschaubare Vorsätze das Familienleben positiv beeinflussen.
Und wenn es mal hakt – einfach an Pippi Langstrumpf denken, die gesagt hat:
„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“
Benedicta Becker-Balling (Foto Smanyuk, Depositphoto.com)