Endlich eine Familie! Vom großen Glück und einer großen Herausforderung beim ersten Kind

Familienleben
Spielende Familie HayDmitriy, Depositphotos.com

Werdende Eltern erleben die erste Schwangerschaft als eine wunderbare Vorbereitungsphase auf die gemeinsame Zeit zu dritt. Es werden Pläne geschmiedet, wie das Leben mit ihrem Baby sein wird. Kindermöbel und Babykleidung werden gekauft, um für das freudige Ereignis vorbereitet zu sein. Elternratgeber werden zur ständigen Lektüre. Jede Schwangerschaftsuntersuchung wird für die zukünftigen Eltern zum spannenden Erlebnis. Ein Geburtsvorbereitungskurs gibt zusätzliche Sicherheit für das bevorstehende Ereignis.
Dies sind sinnvolle Schritte, um sich auf die Ankunft des ersten Kindes vorzubereiten. Aber bereit zu sein für das Leben mit einem Säugling ist das eine – wichtig ist auch, dass sie sich die Zeit nehmen, in diese neue Lebensphase mit ihrem Kind hineinzuwachsen.
Welche Wege hierbei nützlich sind, beschreibt Benedicta Becker-Balling, Diplom Sozialpädagogin und Heilpraktikerin für Psychotherapie im nachfolgenden Artikel.

Endlich ist das Baby geboren – die Monate des Wartens sind vorbei und die Freude über das erste Kind versorgt die Eltern täglich mit einer Riesenportion an Glückshormonen. Das hat die Natur wirklich wunderbar vorbereitet, denn diese positiven Gefühle helfen bei der anschließenden Bewältigung einer manchmal anstrengenden, kräftezehrenden und schlaflosen Zeit.
Auch wenn in Elternratgebern oft ein romantisches Bild von der Geburt und den ersten Lebensmonaten des ersten Kindes gezeichnet wird, erleben viele Eltern gerade diese Phase als große Herausforderung.
Als Paar hatten die Eltern bisher einen wohl strukturieren und geregelten Alltag. Das Leben mit einem Neugeborenen wird zum unbekannten Abenteuer. Eltern müssen jetzt ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, um ihrem Baby den Raum zu geben, den es braucht, um Vertrauen und Zuversicht in seiner neuen Umgebung zu entwickeln. Die Psychologie betont hier die Wichtigkeit des Bondings – einer täglich wachsenden zarten Beziehung des Babys zu seinen Eltern: die Basis für ein gelingendes und selbstbewusstes Leben.
So ist es besonders wichtig, dass Eltern sich Zeit für ihr Baby nehmen und neben den Versorgungs- und Körperpflegezeiten die Interaktion durch Körperkontakt intensivieren. Wir wissen von Naturvölkern, dass Mütter ihr Kind ständig am Körper tragen, damit auch ihre Arbeiten verrichten und so ständig in Interaktion mit ihrem Kind sind.
Die Zeit, die Eltern nun ihrem Kind widmen, fehlt dann natürlich an anderer Stelle. Viele Eltern klagen über eine unaufgeräumte Wohnung, Wäscheberge, Ängsten, weniger gemeinsame Zeit als Paar und fehlenden Schlaf.

Was kann den Eltern hier helfen?

• Akzeptieren Sie vorerst das Chaos! Ihr Kind braucht Sie und nicht ein aufgeräumtes Wohnzimmer. Es ist doch viel schöner, sich die Ruhe zu gönnen und mit vollem Bewusstsein den individuellen Duft des eigenen Babys wahrzunehmen. Achten Sie auf eine bessere Organisation, delegieren Sie Arbeiten an andere Familienmitglieder oder Personen, die Ihnen immer schon ihre Hilfe angeboten haben. Nutzen Sie Ihre bestehenden Netzwerke (Nachbarschaft, Freunde, VereinskollegInnen) und bitten dort um Unterstützung. Auch gibt es Angebote in Stadt und Landkreis zur Unterstützung wie „wellcome“.

• Wenn Freunde beim Kennenlernbesuch das Neugeborene begrüßen wollen, wünschen Sie sich als Mitbringsel ein selbst gekochtes Essen anstelle eines Stramplers. Das spart Zeit, die Sie somit für Ihr Kind haben werden.

• Priorisieren Sie: Was ist wirklich wichtig, was kann warten?

• In der Anfangszeit können Unsicherheiten oder auch Ängste im Umgang mit dem Neugeborenen auftauchen. Das ist ganz normal. Schließlich ist es Ihr erstes Kind. Vertrauen Sie Ihrer Intuition oder fragen Sie Ihre Hebamme, die Sie in dieser Zeit professionell begleitet. In manchen Städten gibt es Kurse für neue Eltern, in denen der Austausch mit Fachpersonal und anderen Eltern Sicherheit und Zuversicht im eigenen Handeln vermitteln kann. Gute Elternratgeberliteratur kann sich manchmal auch als hilfreich erweisen.

• Gewöhnen Sie sich an weniger Schlaf! Auch das beinhaltet Elternsein bei Neugeborenen. Versuchen Sie dann zu schlafen, wenn Ihr Kind schläft. Das tut Ihnen gut, auch wenn dafür die Wäsche liegen bleibt.

• Vermeiden Sie Vergleiche mit anderen Eltern und Kindern. Das ist unnötig und raubt Ihnen Energie und ist nicht hilfreich für die eigene Situation.

• Üben Sie sich in Gelassenheit – so gelingt es Ihnen besser, entspannt den anstrengenden Alltag mit Ihrem Kind zu gestalten.

• Gönnen Sie sich trotzdem Zeit als Paar: Auch wenn Sie jetzt Eltern sind, bleiben Sie immer noch ein Paar mit eigenen Bedürfnissen und Wünschen, die gelebt werden wollen.

• Haben Sie Geduld! Auch wenn Sie die neue Lebenssituation überrollt, vieles wird sich im Laufe der Zeit fügen. Vieles, was für Sie anfänglich überwältigend und anstrengend war, wird im Laufe der Zeit in Ihr Leben integriert werden und seinen Platz finden.

Das Leben mit einem Kind ist ein großes Glück. Wenn Sie als Eltern diese große Erziehungsaufgabe mit Ihrer Liebe, Fürsorge und einer großen Portion Gelassenheit gestalten, werden Sie eine sehr wertvolle Zeit erleben.

Benedicta Becker-Balling

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