Frau Dr. Michaela Glöckler ist seit über 40 Jahren als Kinder-und Jugendärztin mit den Folgen zu frühen und zu intensiven Medienkonsums bei Kindern und Jugendlichen konfrontiert. Dabei geht es nicht nur um Defizite in Aufmerksamkeit und Konzentrationsvermögen, um Haltungsschäden, Bewegungsmangel und Übergewicht; es geht auch um die Zunahme von Empathieverlust, Depressionen und Aggressionen.
Neben diesen gesundheitlichen Fragestellungen macht sich Frau Dr. Glöckler aber auch Sorgen um die Selbstverständlichkeit, mit der man die rund um das Lernen in der Schule und den Umgang mit den digitalen Endgeräten zu Hause verbundene Datenerhebung der kommenden Generationen in Kauf nimmt. Ältere Jugendliche und Erwachsene können selbst entscheiden und überschauen, was mit ihren Daten geschieht. Und so wie ältere Menschen mühelos mit 60, 70 oder 80 Jahren noch anfangen Internetrecherchen zu machen, Bilder zu bearbeiten, Videos aufzunehmen und E-Mails zu versenden, ist es sachlich nicht gerechtfertigt, dass man diese Fähigkeiten bereits im Kindergarten veranlagen muss, anstatt die altersentsprechenden Begabungen eines Vorschulkindes zu fördern.
Schon seit Jahren vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Aktuelles zum Thema Digitalisierung zu lesen oder zu hören ist. Und nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie das Ihrige dazu beigetragen, dass einer umfassenden Ausstattung der Kinder und Jugendlichen mit digitalen Endgeräten auch im Schulunterricht kaum mehr etwas entgegensteht. Wenn da nicht umfassender Erfahrungen von Kinderärzten, Neurologen, Neuropsychologie und betroffenen Eltern und Pädagog*innen vorliegen würden, die Grund haben, vor einem Einsatz in Kindergarten und Grundschule zu warnen.
Diese Warnungen korrespondieren mit den Grundprinzipien der Waldorfpädagogik. Denn diese fokussieren sich zum einen auf die altersspezifischen Entwicklungsbegabungen der Kinder und Jugendlichen und zielen zum anderen konsequent darauf ab, Eigeninitiative, Selbstwirksamkeit und kreatives Vermögen zu fördern. Diese aber werden durch die Vorgaben der Unterhaltungs- und Lernsoftware nur im vorgelegten Rahmen angesprochen und nicht unmittelbar unterstützt.
Eine Orientierungshilfe für Eltern und alle, die Kinder und Jugendliche begleiten, hat das Bündnis für humane Bildung, dem die Professoren Manfred Spitzer, Gertraud Teuchert-Noodt, Ralf Lankau und Edwin Hübner neben anderen prominenten Fachleuten und Journalisten angehören, einen Ratgeber herausgegeben mit dem Titel: „Gesund aufwachsen in der digitalen Medienwelt“ (ISBN 978-3-9820585-0-4). Das gute an diesem Ratgeber ist, dass er altersentsprechend aufgebaut ist und konkrete Hilfen an die Hand gibt, was man mit Kindern tun kann, wenn man die Bildschirmzeit reduzieren will. Diesen Ratgeber möchte Frau Glöckler allen wärmstens ans Herz legen, die Interesse an diesem Thema haben, allerdings keine Möglichkeit, den Vortrag zu besuchen.
Der Vortrag von Dr. Michaela Glöckler findet am 15.10.2020 um 19.00 Uhr in der Schulaula der Freien Waldorfschule in den Mainauen, Am Ziegelbrunn 10, 97437 Haßfurt, statt.
Um Anmeldung telefonisch oder per Email über das Schulbüro wird gebeten (www.waldorfschule-hassfurt.de). Der Eintritt ist frei (Spenden erbeten).