Nach langen Jahren schließt das Theater am Michelsberg seine Spielstätte und wird sich künftig an verschiedenen Orten präsentieren.
Zu diesem großen Umbruch sprach das Bambolino mit der TaM-Mitbegründerin Johanna Wagner-Zangl
Bambolino Wann wurde das TaM gegründet und was war Euer Wunsch dahinter?
Johanna Wagner-Zangl Wir haben 2003 in der Langen Straße als Galli-Theater eröffnet und sind dann am 1. April 2007 unter dem Namen TaM, Theater am Michelsberg, eigenständig geworden. Vor der Gründung spielten wir oft im Münchner Raum mit zwei Kollegen, bis unsere Kinder meinten, sie haben keine Lust, dauernd nach München zu fahren. Angefangen haben wir mit Suchtpräventionsstücken sowie den Märchen „Rumpelstilzchen“ und „Das tapfere Schneiderlein“.
Wie fanden sich das Ensemble und die fleißigen Hände im Hintergrund?
Bei uns hat immer das Schicksal gesprochen! Gisela Karl-Kraus kam dazu, als ich ihr Regiestunden gegeben habe für einen Büttenauftritt im Fasching. Ihr Mann Klaus Karl-Kraus hat dann im April 2007 unser TaM mit einem Auftritt eröffnet und schrieb später für Gisela das erste Stück von 13, die sie alle bei uns exklusiv aufführten. Alle anderen Beteiligten kamen immer mal dazu und gingen manchmal auch wieder weg … Wir hatten das große Glück, dass wir gar nicht groß aktiv werden mussten: Es war immer Schicksal, wer dazukam oder auch wegging. Daneben haben unsere Kinder mitgespielt: unser Sohn Sylvester, bis er 12 war (also bis 2004, in „Hans im Glück“ mit seinem Papa Wolfgang), und unsere Tochter Adriana, bis sie nach Wien zum Studium der Theaterwissenschaften ging (jahrelang war sie die Pechmarie in Frau Holle).
Wie fand sich der Spielort am Michelsberg und seit wann ist die Spielstätte des TaM dort eröffnet?
Nach einem Jahr mussten wir aus der Spielstätte in der Langen Straße raus. Über uns wohnte ein Ehepaar und das Haus war schlecht isoliert. Wenn wir Samstagabend spielten und auch mal einen Schrei losließen, hat es die zwei aus dem Fernsehsessel gehoben. Wir gingen damals einmal essen bei Francesco und kamen ins Gespräch und er sagte, er hätte Räumlichkeiten, die er nicht brauchte: Juhu, das TaM wurde geboren!
Was sind die Herausforderungen und was die Besonderheiten einer relativ kleinen Spielstätte mit ca. 45 Plätzen?
Ach, ein Theater zu führen ist allgemein ein Wahnsinn – und so Verrückte wie uns gibt es selten. Es war immer spannend, wie sich das Theater trägt; aber es lief, sonst hätten wir es nicht 20 Jahre gemacht. Die Herausforderungen waren immer das Personal.
Warum habt Ihr stets einen Schwerpunkt auf Kinderprogramm und einen pädagogischen Angebot in den Ferien für Kinder gelegt?
Im Sommer ist Spielpause und die Fixkosten mussten bezahlt werden … Deshalb boten wir sechs Wochen Ferienprogramm an. Ich glaube, es lag daran, dass wir selbst Kinder haben und wir so einfach ins Kinderprogramm reingerutscht sind.
Wie lief die Entwicklung des Theaters über die Jahre? Wie sah es mit der Finanzierung des TaM aus?
Ups and Downs … Seit Corona gab es mehr Downs, dann wieder Ups. – Unsere Tochter wohnt in Wien und arbeitet im Kulturbereich und ich habe immer Bauklötze gestaunt, wie da die freie Kultur gefördert wird. Das gab es bei uns leider nicht und wir trugen die finanziellen Belastungen meisterhaft und dauerhaft. Insgesamt kamen wir immer über die Runden.
Wie kam es jetzt zu dem Entschluss, das TaM am Michelsberg zu schließen?
Wir hätten einen neuen Mietvertrag machen müssen, weil unser aktueller Vertrag Ende des Jahres ausläuft. Aber 20 Jahre reichen, wir wollen frei sein, reisen, weiterspielen an anderen Spielstätten – und außerdem sind wir schon jenseits der 60!
Und wie geht es jetzt weiter? Was sind Eure Pläne generell für die Zukunft bzw. konkret für die nächsten Monate? Habt Ihr schon Aufführungen geplant für die Zeit nach der Schließung des Standorts?
Im Moment sind wir noch auf der Suche nach einem sehr günstigen Raum, in dem wir unsere Basisrequisiten bunkern können, der auch gut zugänglich ist und an dem wir parken können. Die Fühler sind ausgestreckt in Richtung anderer Spielstätten und wir, also Gisela und ich, spielen auch 2025 im fränkischen Theatersommer. Es geht auf jeden Fall weiter, denn: Warum sollen mann/frau mit dem aufhören, was Spaß und Freude und glücklich macht? Interview Arnd Rüttger