Psychologe Claus-Christian Carbon hat erforscht, unter welchen Bedingungen Bürgerinnen und Bürger Masken akzeptieren.
Seit dieser Woche gilt in Deutschland die Maskenpflicht – je nach Bundesland beispielsweise im öffentlichen Nahverkehr und im Einzelhandel. Wahrnehmungspsychologe Prof. Dr. Claus-Christian Carbon hat sich damit beschäftigt, unter welchen Bedingungen Menschen Gesichtsmasken akzeptieren. Der Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre an der Universität Bamberg erläutert:
„Wer hat sich nicht schon einmal merkwürdig gefühlt, wenn man aktuell eine Gesichtsmaske trägt? Denken die anderen, ich bin krank? Denken sie, ich habe Angst? Warum starren mich alle an? Dieses Gefühl, anders zu sein, hängt von der sogenannten ‚sozialen Norm‘ ab: Bisher sind uns Gesichtsmasken recht unvertraut. Wenn wir japanische Touristinnen und Touristen mit Masken sahen, war das bis vor kurzem schlichtweg ungewohnt und man wusste nicht, warum sie sie eigentlich tragen. Jetzt ist alles anders, COVID-19 regiert den Alltag, Bürgerinnen und Bürger sind verunsichert.
Noch kurz bevor die Maskenpflicht eingeführt worden ist, führten wir eine experimentelle Studie mit 86 Testteilnehmerinnen und -teilnehmern durch und konfrontierten sie mit sozialen Gruppen, die unterschiedlich viele Masken und unterschiedliche Arten von Masken trugen. Das klare Ergebnis: Sobald sich einige Maskenträger in unserem sozialen Umfeld befinden, finden wir es gar nicht mehr so merkwürdig, eine Maske zu tragen. Die soziale Norm verändert sich schnell mit unserer sozialen Gruppe: Sobald alle Masken tragen, sind die Maskenträger die Normalität, und andere, die sich nicht daran halten, werden sich in Kürze seltsam fühlen. Die Studie ist ein wichtiger Beitrag, um klarzumachen: Wir brauchen die Solidarität aller, damit wir uns gut fühlen können und mit unserem Maske-Tragen helfen, Leben zu retten.“